Ortsteil Hülen
Der Ortsteil Hülen, direkt am Nordrand der Schwäbischen Alb gelegen, zeichnet sich durch eine sonnenreiche Höhenlage mit weiter Fernsicht aus. Mit seinen zwischenzeitlich mehr als 650 Einwohnern zeigt der Ort ein dynamisches Wachstum, denn Wohnen in Hülen erfreut sich großer Beliebtheit. Ein aktives Vereinsleben, engagierte Einwohner und Einwohnerinnen und eine schöne Landschaft mit viel Wald tragen zu einer hohen Lebensqualität bei.
Woher kommt der Name Hülen?
Hülen liegt auf dem Härtsfeld, einer flachen, leicht nach Südost geneigten Ebene, die mit kleineren Taleinschnitten mit Entwässerung zur Donau durchzogen ist. Der Untergrund besteht aus Kalkgestein, das durch die Wirkung des Wassers zum Teil gelöst wurde, wodurch sich Spalten und Löcher bildeten. Sind diese durch Lehmschichten abgedichtet, bleibt das Regenwasser stehen – wir haben eine Hülbe vor uns, die für den Ort namensgebend ist. In Hülen gab es davon vier Stück, die bis ins 19. Jahrhundert Trink- und Brauchwasser spendeten.
Eng verbunden ist Hülen mit der Kapfenburg. Am Nordrand des Härtsfelds zum Jagsttal hin thront sie auf einem vorspringenden Bergsporn. Neueste Forschungen lassen vermuten, dass es sich schon um eine alamannische Anlage aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. handeln könnte, von der aus auf Grund ihrer Lage die alte Handelsstraße von Stuttgart ins Ries „beherrscht“, also kontrolliert wurde. Der Name der Kapfenburg leitet sich von "kapfen", also gaffen, Ausschau halten ab.
Geschichte Hülens
1235, als Heinrich von Walthusen mit seiner Frau, einer geborenen von Gromberg dem Kloster Lorch Güter überschrieb, wird auch eine "mansum zu Hulewe" und damit Hülen erstmals erwähnt. Und im Jahr 1350 beurkundet ein Eberhart von Gromberg auf Kapfenburg, dass er vom Kloster Lorch sechs Höfe in Hülen als Eigentum erwarb, dazu eine Wirtschaft. Es ist die Erstnennung des Gasthofes „Zur Alten Post“. Wie kurz danach diese Höfe in den Besitz der Grafen von Öttingen kamen, ist nicht bekannt – aber im Jahr 1364 wurden sie von den Grafen zusammen mit Schloss Kapfenburg und weiteren Liegenschaften an den Deutschen Orden verkauft.
Schloss Kapfenburg wird erstmals 1311 erwähnt, dürfte aber bereits in früherer Zeit, insbesondere unter den Staufern als Reichsburg gedient haben. Nach Aussterben dieses Geschlechts kamen die Grafen von Öttingen in den Besitz, die sie wie oben erwähnt, am 25. März 1364 an den Deutschen Orden verkauften. Die Burg wird auch später noch als „Veste“ bezeichnet, also als wehrhafte Burganlage und besaß drei Befestigungsringe, die sich teilweise heute noch ablesen lassen. Erst nach dem 30-jährigen Krieg wurde die Anlage als Schloss um- und ausgebaut und im 18. Jahrhundert entstand vor der Burg der landwirtschaftliche Teil, die „Domäne“.
Der Deutsche Orden, einer der drei großen Ritterorden, sollte für fast 500 Jahre als Landesherrschaft die Entwicklung prägen. Zusammen mit den Ortschaften Waldhausen und Westerhofen sowie der Amtsstadt Lauchheim entstand um 1380 die „Kommende Kapfenburg“ als kleines eigenständiges Ländchen.
Der Siedlungskern von Hülen liegt an der tiefsten Stelle der Straße von der Kapfenburg nach Waldhausen. Durch Hofteilungen sowie Besiedlung der Rossweide anfangs 1700 mit ärmeren Untertanen (am „Klepperweg“) wuchs der Ort bis 1800 auf ca. 40 Häuser an. Zwischen 1830 und 1900 entstanden dann nochmals 18 neue Häuser. 1733 gelang dem Deutschen Orden die Einrichtung einer Reichsposthalterei (bis 1808) am Postweg der Fürsten von Thurn und Taxis von Frankfurt nach Augsburg, bei der die Pferde gewechselt wurden (heute der Gasthof "Zur Alten Post").
Die politische und kirchliche Verwaltung erfolgte zur Ordenszeit von Lauchheim aus. Dies änderte sich 1806 mit der Neueinteilung Deutschlands durch Napoleon – das Ordensland wurde dem neuen Königreich Württemberg zugeschlagen und nach der Grenzbereinigung mit Bayern 1811 kam Hülen zur neuen Gemeinde Waldhausen im Oberamt Neresheim, während die Kapfenburg gemeindefrei blieb. 1823 erfolgte die Einrichtung einer eigenständigen Gemeinde und im Jahre 1853 wurde die Kapfenburg dem Gemeindegebiet zugeteilt.
1891 wurde Hülen ans überörtliche Netz der Härtsfeld-Albuch-Wasserversorgung angeschlossen. 1901 entstand ein eigener Friedhof. Im 19. Jahrhundert wurde ein Kriegerverein gegründet (im Dritten Reich aufgelöst), 1897 der Kirchenchor, 1926 der Liederkranz. Und von 1957 bis 1965 gab es einen eigenen „FC Hülen“ mit Fußballplatz. Die 1970er Jahre brachten große gesellschaftliche Veränderungen – in der Schulreform erfolgte die Zuweisung der Schülerinnen und Schüler nach Lauchheim. Im nun leeren „neuen“ Schulhaus wurde ein Kindergarten eingerichtet und später der obere Stock für kommunale Zwecke zum Saal umgebaut. Und schließlich kam die Gemeindereform mit der Auswahl „Aalen oder Lauchheim“, wobei die Entscheidung lange sehr offen war. Seit 1972 ist Hülen als „Ortschaft“ Teil der Stadt Lauchheim. Ab Mitte der 1980er trug der Pferdesportverein Schloss Kapfenburg dazu bei, dass Hülen in Fahrsportkreisen einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte: Es wurden internationale Fahrturniere veranstaltet, bei denen auch Fahrer aus Hülen sehr erfolgreich waren. Der jüngste Verein – Dorfgemeinschaft Hülen e. V. – wurde im Jahre 2015 aus der Taufe gehoben.
Die Schule in Hülen
Schon 1673 wird eine eigene Schule erwähnt, die Lehrer waren meist ausgediente Handwerker. Ab 1820 gab es einen gelernten Schulmeister, der die ca. 60 Schüler in einer Klasse unterrichtete. 1847 wurde dann eine Schule mit Lehrerwohnung neben der alten Post erbaut, die nach dem Neubau der Schule an der Aalener Gasse 1959 zum Rathaus – heute örtliche Verwaltung – umgewidmet wurde.
Die Kirche in Hülen
Die Bevölkerung besuchte früher die Gottesdienste auf der Kapfenburg und in Lauchheim. Erst 1901 wurde eine eigene Kirche mit dem Patronat des Heiligen Franziskus von Assisi erbaut. Im Stil der Neugotik verfügte sie über eine reiche Ausmalung, bildlich gestaltete Kirchenfenster und einen geschnitzten Hochaltar, den 14 große, bunt gefasste Heiligenfiguren schmückten. Allerdings änderte sich dies in den 1970er Jahren mit einer grundlegenden Neuausrichtung des Innenraums radikal. Sowohl das erste als auch das zweite Geläut mussten im Krieg abgeliefert werden. Drei der heutigen Glocken stammen von 1949. Da der Glockenturm jedoch für vier Glocken ausgelegt ist, entschied sich die Kirchengemeinde 1989 zur Anschaffung der vierten Glocke. Dies wurde u.a. auch durch eine großzügige anonyme Spende ermöglicht.
Schloss Kapfenburg
Schloss Kapfenburg war nach 1806 kurz Wohnsitz eines württembergischen Prinzen, dann Sitz des Württembergischen Kameralamtes (Finanzamt) für das Oberamt Neresheim bis 1935 und eines großen Forstamts, zeitweise mit Forstschule (bis 1973). 1842 entstand hier die evangelische
Kirchengemeinde, die heute noch die Lorenzkapelle als Gotteshaus nutzt. Im Dritten Reich befand sich auf dem Schloss eine Parteischule der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch geringe Nutzungen. Erst 1999 gelang es mit der Umwidmung zur „Internationalen Musikschulakademie Schloss Kapfenburg“ der Kapfenburg wieder zukunftsträchtige und angemessene Nutzung zu geben. Umfangreiche Renovierungsarbeiten sicherten den Bestand und ermöglichten die Umnutzung der Gesamtanlage.
Die Domäne war seit dem 18. Jahrhundert als landwirtschaftlicher Betrieb verpachtet. Die dazugehörige Brauerei mit Gaststätte wurde 1960 aufgegeben, kurz danach wurde die Domäne zur staatlichen Justizvollzugsanstalt.
Hülen heute
Heute zeigt sich Hülen als begehrter Ort zum Wohnen und Leben. Umgeben von Wald und Feldern liegt der Ort reizvoll auf dem vorderen Härtsfeld. Eine hohe Lebensqualtität ist gegeben: schöne Rad- und Wanderwege laden in allen Jahreszeiten zum Wandern und zum Radeln ein; im Winter gibt es gespurte Loipen ins romantische Kugeltal, ein Skilift inkl. Flutlicht sowie eine Eisbahn runden das Wintersportangebot ab. Kultur pur wird auf Schloss Kapfenburg mit seiner Internationalen Musikschulakademie geboten. Besonderes Highlight ist das alljährlich stattfindende Festival mit bekannten Künstlern aus aller Welt.
Eine wichtige Einrichtung im Dorf ist das Bürgerhaus „Alte Schule“. Es wird für unterschiedlichste Zwecke und Aktivitäten genutzt: Städt. Kindergarten „Regenbogen“, Jedermannsturnen, Seniorengymnastik, Theateraufführungen der Theatergruppe des Liederkranzes, verschiedenste Veranstaltungen des Dorfgemeinschaftsvereins u.v.m. Da die vorhandenen Räumlichkeiten für diese vielfältigen Aktivitäten nicht mehr ausreichend sind, ist derzeit (2020) ein Um- und Ausbau des Bürgerhauses „Alte Schule“ in Planung. Entstehen soll ein Ort der Kultur, Begegnung und des Miteinanders und somit ein Treffpunkt für Jung und Alt, Groß und Klein - unsere „Neue Dorfmitte“.