Stadt Lauchheim
Heute präsentiert sich die einstige Amtsstadt als idyllisch am Albtrauf gelegene Wohnsiedlung mit rund 3.500 Einwohnern mit hohem Wohn- und Freizeitwert und guter Erreichbarkeit per Bahn und Auto.
Geschichte Lauchheims
Nach Ausgrabungen im Bereich Wasserfurche (Merowingerzeit, 5. - 8. Jahrhundert) und im Bereich Mittelhofen gab es sehr bald schon Ansiedlungen im bzw. beim heutigen Lauchheim. Die Funde weisen auf ein überregional bedeutsames Adelsgeschlecht hin. Im Bereich Wasserfurche fand man ein Gräberfeld, im Bereich Mittelhofen eine Siedlung.Nach Keramikfunden existierte diese Siedlung bis ins 12. Jahrhundert. Auch die 2022 aufgestellten Infotafeln (PDF-Datei) informieren über das Gräberfeld sowie die Siedlung.
Erstmals urkundlich wird Lauchheim im Jahr 1248 erwähnt. Allerdings dürfte der Ort erheblich älter sein - denn es gibt Streusiedlungsfunde aus der Steinzeit, eine Keltenschanze bei Hettelsberg sowie ein römisches Klein-Kastell am Galgenberg aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Dazu kommen europaweit bedeutsame Funde aus der alamannischen Zeit des 6. - 9. Jahrhunderts im Friedhof "Wasserfurche" (1350 Grabstellen) und in der Siedlung "Mittelhofen". Eventuell befand sich zu dieser Zeit auf der Kapfenburg schon ein Fürstensitz. Die wirtschaftliche Stärke ist auf das Vorkommen von Eisenerz und die Lage an einer uralten Handelsstraße kurz vor der wichtigen Handelsmetropole Nördlingen zurückzuführen.
Ort an der Grenze
Der Ortsname "Lauchheim" wird heute mit "Ort an der Grenze" gedeutet und verweist entweder auf den nahegelegenen Limes oder auf die Grenze zwischen Alamannen und Franken. Das um 1400 angenommene Wappen ist mit den beiden Lauchstengeln "redend" und wurde nach der Gemeindereform durch das Deutschordenskreuz und das Geweih der Schenkenstein ergänzt.
Schloss Kapfenburg
Nach den Staufen, die wohl im Besitz der Festung Kapfenburg waren, entstand ein Machtvakuum das insbesondere von den Herren von Gromberg und den Grafen von Oettingen gefüllt wurde. Erst Mitte des 14. Jahrhunderts tritt der Deutsche Orden mit vielen Ankäufen als neue Herrschaft auf und schafft mit der "Kommende Kapfenburg" für die Zeit von 1379 bis 1806 ein kleines eigenständiges Gebiet mit der Amtsstadt Lauchheim im Zentrum. So erwirbt er 1363 von den Herren von Gromberg das Patronatsrecht für die Lauchheimer, Westhausener und Waldhäuser Kirche mit Filialen und 1364 von den Oettingern die Kapfenburg ab.
Lauchheim wurde eine kleine "Amtsstadt", für die 1397 das Befestigungsrecht, 1399 das Hochgericht mit Stock und Galgen, 1401 das Marktrecht und schließlich 1431 das Bopfinger Stadtrecht vom Kaiser als Privileg ausgestellt wurden. Für die Handwerker entstanden eigene Zünfte und im 18. Jahrhundert schuf sich der Komtur mit der heute noch aktiven Bürgerwehr eine eigene militärische "Paradetruppe".
Einstige Amtsstadt
Das von der einstigen Stadtmauer - heute stehen nur noch das obere Tor und geringe Mauerreste - geprägte Altstadtbild gibt Zeugnis von einstiger Blüte und Reichtum der Kommende, vor allem aus der Zeit nach dem großen Brand am Ende des 30-jährigen Kriegs. Zu erwähnen sind mehrere Wirtschaftsbauten und schöne Bürgerhäuser entlang der Hauptstraße, das alte Pfarrhaus sowie das heutige Rathaus am Markt, das 1733 als Amts- und Gästehaus der Kommende prunkvoll ausgestattet wurde. Von der seit 1658 bestehenden, im 19. Jahrhundert sehr bedeutenden Judengemeinde kündet nur noch wenig - die Synagoge und die Judenschule mit Bad wurden leider im 20. Jahrhundert abgebrochen. Die Neuordnung Europas durch Napoleon beendete das Amtsstadt-Dasein, es folgte vor allem um 1900 eine Phase der wirtschafltichen Armut und Depression, über die Neubauten wie die dominante Stadtpfarr-Kirche 1869/79, das Schulhaus von 1894 vorm Tor, die Apotheke 1902 und das Krankenhaus von 1912 (seit 1985 Altenpflegeheim) nicht hinwegtäuschen können. Erst mit den Heimatvertriebenen aus dem Erzgebirge und ihren "Erzgebirgswerkstätten Lauchheim" kam eine erste gewerbliche Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg auf.
Es folgten bedeutende städtebauliche Erweiterungen, 1964 wurde eine Realschule eingerichtet, 1975 mit Röttingen und Hülen eine neue Gemeinde gebildet. Es folgten als wichtige Schritte die Stadtkernsanierung (1984-2000) und der Bau der Stadtumgehung (1992).